Sonderausstellung: Sparen. Verschwenden. Wiederverwenden. Vom Wert der Dinge
In der Sonderausstellung “Sparen. Verschwenden. Wiederverwenden. Vom Wert der Dinge” hat uns das schwäbische Volkskundemuseum in Oberschönenfeld als ein regionales Beispiel der aktuellen Bewegung gegen die heutige Überflussgesellschaft vorgestellt.
Die Ausstellung läuft seit Anfang April und kann noch bis 10. September 2017 besucht werden. (Ausstellungsflyer zum Download – 4 MB)
“Heute leben wir in einer Überflussgesellschaft, in der Haushalte in immer kürzeren Zeitabständen Hausrat und Kleidung verbrauchen und Lebensmittel oft achtlos entsorgen. Der alltägliche Konsum orientiert sich dabei allzu oft nicht am Gebrauchszustand des Alten, sondern befriedigt Bedürfnisse nach immer mehr Neuem. Die Ausstellung ‘Sparen, verschwenden, wiederverwenden. Vom Wert der Dinge’ geht der Frage nach, wie es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Dabei beleuchtet sie schlaglichtartig Themen des Alltags wie Ernährung, Kleidung, Hausrat und Technik, um den Wandel im Umgang mit den Dingen und den Folgen an ausgewählten Beispielen zu verdeutlichen.”1)
Kunststoff im Wandel der Zeit
Interessant ist beispielsweise die Darstellung zum veränderten Stellenwert von Kunststoff in vergangenen Zeiten. Im 19. Jahrhundert wurden z.B. Kämme aus Schildpatt und andere Gegenstände aus teuren, natürlichen Rohstoffen, meist tierischer Art durch günstiges Plastik ersetzt. In den 50ern wurden die Haushaltsgegenstände, die sich nun mehr und mehr in den deutschen Haushalten ausbreiteten, noch mit “echt Kunststoff” beworben. Heutzutage, da man sich der negativen Folgen auf die Umwelt immer mehr bewusst wird, hinterlässt das Material meist nur noch einen sehr bitteren Nachgeschmack.
Konsumverhalten und Abfallproblematik
Den Ursachen der immer größer werdenden Müllberge wird auf den Grund gegangen. Die Formel “Mehr Konsum = Mehr Abfall” wäre zu einfach, auch wenn das Konsumverhalten des Einzelnen einen nennenswerten Einfluss auf den rasanten Anstieg der Abfallmenge beiträgt. Letztlich ist es aber weitaus komplexer und hat sich im Rückblick auf die vergangenen Epochen durch verschiedene Umstände so entwickelt. Ein wichtiger Einflussfaktor – um nur einen zu nennen – ist die Etablierung von Selbstbedienungsläden. Mitte der 50er Jahre gründete in Norddeutschland Herbert Eklöh die ersten deutschen Läden dieser Art nach dem Zweiten Weltkrieg – eine Nachahmung eines Modells aus den USA. Ergänzt wurde diese neue Richtung im Lebensmitteleinzelhandel bald durch die Discounter, die die Ware günstiger anboten. Nicht unerwähnt darf bleiben, dass die Selbstbedienungsläden dem Verbraucher keineswegs aufgedrängt wurden, sondern diese mit Begeisterung angenommen wurden. Es ging schneller und war zudem billiger. 1949 gab es in Augsburg den ersten Selbstbedienungsladen.
Von nun an war aber auch die Art des Einkaufens verändert und Produkte wurden verpackt verkauft. In den 60er Jahren handelte es sich überwiegend um Glas- und Papierverpackungen, die immens anstiegen. Nach und nach erhöhte sich auch der Anteil an Kunststoff. Der Wandel zur Selbstbedienung trug somit in großem Maße zur erhöhten Müllmenge bei.
Viele andere Ursachen werden in der Ausstellung behandelt. “Letztlich ging es darum, grundlegend an den Mechanismen der Konsumgesellschaft etwas zu ändern.”1)
Internationaler Museumstag am 21. Mai
Am Internationalen Museumstag, 21. Mai, findet um 15 Uhr ein Vortrag mit Diskussion zum Thema “Kunststoff – Segen oder Fluch” statt. Zuvor gibt es von 11 – 14 Uhr eine Kurzführung durch die Sonderausstellung. Insgesamt bietet der Tag ein vielfältiges Mit-Mach-Programm und eine Museumsrallye für Familien. Der Eintritt ist frei.
1) Quellenangabe: Ausstellungsführer des Schwäbischen Volkskundemuseums Oberschönenfeld